Die
erste urkundliche Erwähnung der Gemeinde Deuz erfolgte im Jahr
1290. Natürlich ist dieses Datum und auch nicht dieses Jahrhundert
der Zeitpunkt der Erstbesiedlung. Diese Vermutung brauchte nicht
durch die Grabungen auf dem ,,Halsberg" bestätigt zu werden.
Allerdings sollte man nicht in die Versuchung verfallen, aus beiden
Fakten auf eine kontinuierliche Besiedlung im Deuzer Ortsgebiet
zu schließen. Zweifellos zählen die Scherben- und Knochenfunde
zu den ältesten Zeugnissen frühkeltischer Besiedlung im
Siegerland. Die zahlreich gefundenen Urnen und Leichenbrandnester
lassen auch auf einen größeren und länger vorhandenen
,,Ort" schließen. Dieser Ort hat mit Sicherheit auf dem Westhang
des Tales ,,In der Brachbach" gestanden. Dies läßt sich
nicht nur auf Grund der günstigen Wetterlage und der Nähe
von Quellwasser vermuten, sondern wird auch durch das Vorhandensein
von Wohnpodien und durch die Scherbenfunde beim Bau des Wohnhauses
Braach im Jahre 1954 bestätigt. Diese Fundstätte wird
durch Dr. Hans Beck in Germania 37, 1959 beschrieben:
,,Sie wurde im Hanglehm als eine Grube von 120 cm Durchmesser und
Tiefe bei der Ausschachtung für ein Wohnhaus festgestellt.
Sie enthielt Holzkohlen, rotgebrannten Lehm und Bruchstücke
von Mahlsteinen aus hessischem Dolorit. In ihren mittleren Partien
lagen dicht gepackt Reste von etwa 30 bis 40 Gefäßen.
Eine große Schieferplatte schloß den Grubeninhalt nach
oben ab. Wahrscheinlich sind die oberflächlichen Reste der
Siedlung schon vor längerer Zeit abgeschwemmt worden, und es
ist nur das erhalten geblieben, was vorher in die Bodenvertiefung
gelangt war. Formen und Verzierungen der Tonware gehen eng zusammen
mit dem Material der nur 11 km entfernten Burg von Rittershausen
und der strichverzierten Früh-La-Tène-Ware Niederhessens.
Die Deuzer Siedlung gibt uns den Hinweis, daß mindestens ein
Teil der neuen Bevölkerung, die im Siegerland während
der La-Tène-Zeit das Eisen verhüttet hat und deren Hinterlassenschaften
wir aus einer großen Anzahl Fundstellen kennen, zur Früh--La-Tène-Zeit
aus Niederhessen gekommen sein wird."
Es
wurde vermutet, daß diese Siedler noch keine Eisenverhüttung
betrieben. Neuere Erkenntnisse lassen aber an dieser Annahme zweifeln.
Auf jeden Fall finden sich in unmittelbarer Nähe des Wohnplatzes,
am Gegenhang, dem sog. ,,Schmidthain", und am Bachbett des Brachbaches
Zeugnisse von Eisenverhüttung aus der Spät-La-Tène-Zeit.
Auch ,,In der Langenbach", unweit des ersten Siedlungsplatzes, begegnen
wir Schlackenfunden aus dieser Zeit.
In
der Folgezeit fehlen Zeugnisse einer Besiedlung völlig. Einige
Heimatforscher haben dies als Siedlungslücke bezeichnet; treffender
ist aber der Begriff Fundlücke. Wir wissen nicht, womit sich
eventuelle Bewohner des Siegerlandes
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In
dieser Zeit beschäftigt haben. In jedem Fall hinterließen
sie keine deutlichen Spuren. Da dieser Zeitraum fast ein Jahrtausend
ausmacht, sollte man die sicherlich vorhandene La-Tène-Siedlung
in Deuz nicht leichtfertig mit dem heutigen Ort in Verbindung bringen.
Auch
die Anlage des heutigen Ortes zeugt von anderen Randbedingungen
bei seiner Entstehung. Der alte Ort hatte noch den Charakter einer
Höhensiedlung in der Nähe einer Quellmulde. Der neue Ort
liegt an der Vereinigung zweier größerer Täler auf
einer sicher ehemals hochwassergeschützten Terrasse. Fruchtbarer
Boden, der sich durch Hangabtrag an der Wurzel der Terrasse angesammelt
hatte, erlaubte Ackerbau. Die Flurbezeichnung ,,Im Herrental", die
in neuerer Zeit zum ,,Im Heiteren Tal" verbogen wurde, zeugt von
einem
frühen herrschaftlichen Besitz. Von der Lage, dem Namen und
der Gemarkungsgröße her muß Deuz zu den ältesten
Siedlungen des Siegerlandes gerech-net werden. Erwähnenswert
ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß sich bei den
ältesten Orten des Siegerlandes nur der Name Deuz nicht in
der Bezeichnung eines Flusses wiederfindet. Hier bietet sich viel
Raum für Spekulationen, die nicht bewiesen werden können
und daher besser unterlassen werden sollten.
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erste
urkundliche Erwähnung des Ortes Deuz.
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