INHALT:
- Allgemeine Entwicklung
- Firma Walzen Irle
- Firma Flender
- Deuzer Maschinenfabrik Heitze GMBH & CO
Allgemeine
Entwicklung
Auf Grund der günstigen Lage wurde Deuz
zur ersten Industriegemeinde des ehemaligen Amtes Netphen. Die Verlegung
der Eisengießerei Irle von Kaan-Marienborn nach Deuz im Jahre
1848 ist als Geburtsakt anzusehen. Im Laufe der Jahre haben sich
in Deuz weitere Unternehmen angesiedelt. Einigen der an der weiteren
Entwicklung maßgeblich beteiligten Unternehmen ist ein besonderer
Abschnitt ist diesem Kapitel gewidmet worden. Aber gerade die zahlreichen
mittleren Gewerbebetriebe und Handwerker gaben der Gemeinde Deuz
erst eine Infrastruktur, die Deuz eine Mittelpunktsfunktion für
das obere Sieg- und Werthetal wahrnehmen läßt.
Die
ansässigen Landwirtschaften konnten viele Jahre die Bevölkerung
mit den erforderlichen Lebensmitteln versorgen, die zum täglichen
Leben gehörten. Getreide, Kartoffeln, Obst und Gemüse
kamen nur aus dem heimischen Anbau, und auch der Fleischbedarf wurde
durch Hausschlachtungen gedeckt. Der Vorteil in unserer Gemeinde
bestand darin, daß häufig aus jeder Familie mehrere Mitglieder
in der örtlichen Industrie beschäftigt waren und daher
ein gewisser Wohlstand zu erkennen war.
Das
Getreide wurde noch bis in unser Jahrhundert hinein in der örtlichen
Mühle gemahlen und dann in den Backhäusern oder in den
beiden Bäckereien gebakken. Durch Lieferungen auf den Siegener
Markt konnte man sogar auch durch landwirtschaftliche Produkte Gewinn
erzielen. Aber auch im Hinblick auf Ladengeschäfte war man
in Deuz schon sehr früh selbständig; so sorgten ein Gemüseladen,
eine Eisenwarenhandlung und eine Gemischtwarenhandlung für
umfangreiche Versorgung.
Handwerksbetriebe
mit gutem Ruf, drei Schreinereien, eine Stellmacherei, zwei Schuhwerkstätten,
zwei Klempnereien, ein Bauunternehmer und eine Schmiede ermöglichten
es den Bewohnern, Neueinrichtungen oder Reparaturen schnell durch
bekannte Personen erledigt zu bekommen. Für das leibliche Wohl
sorgten schon sehr früh eine Metzgerei und drei Gaststätten,
die vor allem bei Durchreisenden einen guten Ruf genossen.
Seit
mehr als 60 Jahren steht der hiesigen Bevölkerung auch ein
Arzt zur
Verfügung, der sich im landwirtschaftlichen, industriellen
und häuslichen
Bereich nie über mangelnde Arbeit beklagen konnte.
Durch
die Post im eigenen Ort war für die Bevölkerung zu jeder
Zeit die Verbindung mit dem ,,Rest der Welt" möglich; heute
vermittelt ein Reisebüro sogar direkte Kontakte.
Ein
entscheidender Wandel ergab sich in den Jahren nach dem Zweiten
Weltkrieg, veranlaßt durch die wachsende Bevölkerungszahl
und veränderte Ansprüche. So kann man heute feststellen,
daß einige Einrichtungen verschwunden sind, andere sich neu
eingerichtet haben.
Einige
Ladengeschäfte bestehen noch; nur in einem Deuzer Bauernhaus
stehen noch Milchkühe. Zu der einen Arztpraxis sind zwei weitere
hinzugekommen, und auch eine Apotheke wurde eingerichtet. Lediglich
ein Friseur und eine Schusterwerkstatt bieten heute noch ihre Dienste
an. In finanzieller Hinsicht werden die Deuzer heute von zwei Banken
versorgt und ein Supermarkt, ein Getränkemarkt und ein Schnellimbiß
bieten heute für das leibliche Wohl zusätzlich alles Wünschenswerte
an.
Zwei
Schreinereien sorgen nach wie vor für solide handwerkliche
Arbeit, und zu der einen noch bestehenden Klempnerei haben sich
ein Elektro- und ein Fernsehfachgeschäft gesellt. Ein Fachgeschäft
für Gardinen und Teppiche steht ebenfalls zur Verfügung.
So
kann man in Deuz heute alles kaufen, vom Geschenkartikel über
Nutzgegenstände bis zu allen Nahrungsmitteln. Für die
persönliche Schönheit kann man sich zum Friseur oder zur
Fußpflege begeben, und für die sportlichen Aktivitäten
stehen ein Fußballplatz, mehrere Bolzplätze, zwei Turnhallen,
drei Tennisplätze und ein beheiztes Freibad zur Verfügung.
Während früher in unserem Ort drei Transportunternehmer
mit je einer Pferdekraft alle notwendigen Fahrten erledigten, sind
es heute ebenso viele Unternehmen mit mehreren Lastkraftwagen. Mehrere
kleinere Gewerbebetriebe haben sich im Ort angesiedelt und durch
spezielle Angebote - Spezialmaschinen, Dichtungen, Apparate - inzwischen
einen Ruf über regionale Grenzen hinaus erworben.
Ein
wichtiges Angebot bietet auch die Behindertenwerkstätte der
AWO unterhalb des Dorfes, in der täglich sehr viele Jugendliche
aus dem ganzen Kreisgebiet arbeiten und betreut werden. Für
die Kleinen unseres Dorfes steht ein drei zügiger Kindergarten
offen, und da die älteren Deuzer überwiegend in ihren
Familien betreut werden, werden im Altenwohnheim in der Kölner
Straße fast nur Senioren, die nicht aus Deuz stammen, gepflegt.
Durch die Erschließung mehrerer Baugebiete wurde unser Ort
auch für viele Auswärtige attraktiv, vor allem weil durch
ein gut ausgebautes Straßennetz alle Eigenheime mühelos
zu erreichen sind. Somit bietet die heutige dörfliche Struktur
eine gute Voraussetzung für eine weiterhin gedeihliche Entwicklung.
Fa.
Walzen Irle GmbH (http://www.walzenirle.com)
Die Familie Irle stammt aus Ferndorf, von
dem heute noch existierenden Irlenhof, einem ehemaligen Bauernhof,
der von Erlen umspannten war. Schon die in Ferndorf lebenden Irles
waren teilweise Hüttenleute gewesen. Der Bälgemacher Johannes
Irle ging von Dahlbruch nach Kaan-Marienborn und begründete
dort die Eisenbearbeitung wie auch die Bierherstellung. Die Eisenwarenhersteller
und -händler boten ihren Kunden Unterkunft und Verpflegung.
Sie brauten ihr Bier selber.
Die
Ursprünge der Fa. Walzen Irle GmbH liegen also in Kaan-Marienborn,
wo die Vorfahren der Deuzer Gründer Tagwerke an der Marienborner
Hütte besaßen und vor allem Zimmeröfen herstellten
neben weiteren Artikeln aus Gußeisen für den täglichen
Gebrauch. In der Marienborner Hütte wurde 1820 durch die Irles
die erste Hartgußwalze Deutschlands hergestellt, die durch
ihre Verschleißfestigkeit einen Siegeszug in allen Arten von
Walzwerken durchlebte. Sie ist auch heute noch - nach der ursprünglichen
Methode hergestellt - in allen Bereichen der Industrien, die Walzen
verwenden, zu finden und wird sicher noch in den nächsten Jahrzehnten
gebraucht werden.
Es
dauerte jedoch noch einige Jahre, ehe sich diese neue Walzenart
durchsetzte. Die Aufträge für die Zimmeröfen nahmen
zu, und bald reichte die Kapazität der Marienborner Hütte
und auch die Wasserkraft der Weiß für die gestiegene
Produktion nicht mehr aus. Aus diesem Grunde erwarben Jacob und
Carl Irle, Enkel von Hermann Irle, am 24.1.1848 die in Deuz brachliegende
Silber- und Bleihütte. Dort sollten mit der ausreichend vorhandenen
Wasserkraft die in Marienborn gegossenen Öfen überdreht
und poliert bzw. geschliffen werden.
Diese
Silber- und Bleihütte war im Jahre 1726 von Herrn von Fleischbein,
damals Inhaber der Burg Hainchen, und Herrn Heusler aus Dillenburg
errichtet worden. Der Baumeister war Valentin Becher. Der Standort
bestimmte sich durch ausreichendes Wassergefälle der Sieg,
aber auch durch das Vorhandensein von preiswerter Holzkohle, die
in diesem Raum aus dem Holz der umliegenden Hauberge produziert
wurde.
Ende
1758 oder Anfang 1759 - das genaue Datum läßt sich nicht
mehr feststellen - wurde die Deuzer Silberhütte an Adolf Albert
Diesterweg und Johann Philipp Engels verkauft. Der Betrieb der Schmelzhütte
war an Bedingungen geknüpft, die die Gemeinde in einem Schiedsspruch
vom 3.5.1759 den Käufern auferlegte. So durften ohne Wissen
der Gemeinde keine weiteren Gebäude errichtet werden; für
Lehm, Steine und Erze mußten, soweit vorhanden, gemeindeeigene
Steinbrüche und Leimkauten benutzt werden; weiterhin hatten
die Deuzer Fuhrleute das Vorrecht für Transporte, und die Handarbeit
in der Hütte sollte von Gemeindemitgliedern verrichtet werden,
,,jedoch von nicht mehr als einer Person pro Wohnhaus"; sollten
weiterhin die Hüttengebäude abgebrochen und nicht wieder
errichtet werden, so fiele der Platz wieder der Gemeinde zu.
1785
erwarb Bürgermeister Sebastian Engels aus Siegen die Hütte
für 1.000 Reichstaler.
Über den geschäftlichen Gang der Hütte ist kaum etwas
bekannt geworden. 1810 wurde sie wegen des geringen Absatzes und
der unruhigen Zeiten stillgelegt.
Die Witwe des verstorbenen Engels versuchte 1827 die Hütte
zu verkaufen. Sie heiratete 1830 Jacob Hellmann aus Deuz, und als
Hüttenbesitzer trat nunmehr das Ehepaar Hellmann auf.
Von
diesem Ehepaar Hellmann erwarben die Brüder Jacob und Carl
Irle das Anwesen für 1.000 Taler. Beim Abbruch des Silber-Treibherdes
fand man eine Silbersau, die durch einen rissigen Herd entstanden
sein mußte. Diese hatte einen Wert von annähernd 500
Talern, die fast den halben Kaufpreis ausmachten.
Am
14. Juli 1848 erhielten die Gebrüder Irle die Konzession, die
Schmelzhütte in eine Eisengießerei umzuwandeln. Ursprünglich
war geplant, den Guß der Öfen weiterhin in Kaan-Marienborn
durchzuführen und die Gußstücke zur Fertigbearbeitung
nach Deuz zu schaffen. Doch schon nach wenigen Jahren erwiesen sich
die Transporte als zu aufwendig. Darum verlegten die Besitzer schon
1851 die Gießerei nach Deuz. Der Abbruch der alten Gebäude
erfolgte 1854. Im gleichen Jahr entstand eine für damalige
Verhältnisse moderne Gießerei mit 2 Kupolöfen. Jacob
und Carl Irle gründeten eine neue Firma, die sie zum Andenken
an ihren Großvater ,,Hermann Irle" nannten.
Da
die Geschäfte weiterhin gut gingen, erfuhr das Unternehmen
einen weiteren großzügigen Ausbau. Moderne Maschinen
wurden angeschafft, und bereits 1875 wurde eine Dampfmaschine mit
75 PS aufgestellt, weil das Wasser der Sieg nicht mehr ausreichte,
um die Energie für die Produktion zu erzeugen.
1876
starb der Mitbegründer Carl Irle, und im darauffolgenden Jahr
trat Rudolf, der Sohn von Jacob Irle, in den Betrieb ein. Rudolf
Irle verlobte sich 1882, und zur Erinnerung an diesen Tag wurde
die erste Wetterfahne in Deuz auf dem Halsberg aufgestellt, die
1988 erneuert wurde. 1888 trat Albert Irle, ein Sohn von Carl Irle,
nach Absolvierung der Technikerschule in Wuppertal in den Betrieb
ein.
Im
Laufe der Jahre ging die Produktion von Öfen stetig zurück,
die Walzenherstellung wurde mehr und mehr die Hauptfabrikation des
Unternehmens. Im Jahre 1891 wurde schließlich der letzte Ofen
gegossen. Diese typischen zylindrischen Zimmeröfen waren in
beinahe jedem Siegerländer Haus zu finden. Es wird manchmal
gefragt, warum der Walzenguß seinen Ursprung und seine Bedeutung
im Siegerland fand. Der eine oder andere Forscher führt das
auf die Ähnlichkeit der Walze mit den Öfen zurück.
Sicherlich hat es aber auch mit den manganhaltigen Siegerländer
Erzen zu tun.
Die
Hartgußwalze hatte sich in der eisenschaffenden Industrie
immer mehr eingeführt. Die Abmessungen wurden größer,
die Verwendungszwecke vielseitiger. Darum mußten immer größere
Maschinen besorgt und die Ofenkapazitäten erweitert werden.
1892/93 wurde darum ein neuer Flammofen mit einem Einsatzgewicht
von 13 t gebaut, der schon 10 Jahre später auf 18 t Fassungsvermögen
umgeändert wurde.
Der
Größe der Walzen waren Grenzen gesetzt' da die Bahnverbindung
nach Weidenau noch nicht existierte und die fertigen Walzen auf
Ochsenfuhrwerken nach Weidenau gebracht werden mußten.
Doch
die Entwicklung ließ sich nicht aufhalten. Zur Lösung
der Energieprobleme kauften die Besitzer die alte stillgelegte Mahimühle
talabwärts am Dorfende von Deuz und richteten dort durch Einbau
einer Turbine eine Kraftstation ein. Damit konnte die Öl- und
Karbidgasbeleuchtung des Werkes auf elektrische Bogenlampen umgestellt
werden, für die Maschinen gab es ausreichend Strom. Ab 1906
versorgte das Unternehmen mit dieser Kraftstation auch die Gemeinde
Deuz die als eine der ersten Gemeinden des Siegerlandes Straßenbeleuchtung
hatte. Auch an die Haushaltungen wurde Strom abgegeben.
In
den Jahren 1906/07 wurde das alte Werk völlig umgestaltet und
erweitert. Es wurde ein Bürohaus errichtet, in dem noch heute
die Hauptverwaltung untergebracht ist. Dieses Haus diente zunächst
in der untersten Etage als Comptoir (Kontor), also als Büro.
Die zweite Etage bewohnte der damalige Gießmeister Klein.
In der Dreherei standen 22 Drehbänke, 2 Fräsmaschinen
und eine Schleifmaschine.
1908
wurde das Unternehmen in eine GmbH umgewandelt. Ein Jahr später
trat Philipp Fischer, ein Schwiegersohn von Rudolf Irle, in die
Firma ein. Er übernahm die kaufmännische Leitung.
Inzwischen
hatte auch die Kleinbahn Weidenau-Deuz mit ihren Anschlüssen
das Werk erreicht. 1911 baute das Unternehmen die alte Mahlmühle
zu einer weiteren Gießerei mit nachfolgender Bearbeitung um.
Es entstand das sog. Hartgußwerk Deuz, heute Werk II. Da der
Platz bei dem Ursprungswerk recht beengt war - die Sieg ist allein
zweimal verlegt worden -, bot sich der ausreichende Platz am Dorfende
zur Erweiterung an. Insbesondere war es Willibald Raym, ein weiterer
Schwiegersohn von Rudolf Irle, der mit guten Ideen und unermüdlichem
Erfindergeist den Neubau betrieb und eigentlich damit die Universalität
des walzenherstellenden Unternehmens schuf. Es gibt heute keine
Walzengießerei in der Welt, die ein so umfassendes und vielseitiges
Programm hat wie die Fa. Walzen Irle GmbH.
Willibald
Raym errichtete eine völlig neue Gießerei für kleine
Hartguß- und Verschleißteile, die auf acht Walzendrehbänken
und einer weiteren Fräsmaschine bearbeitet wurden. Es wurden
vor allem Reduzierrollen, kleine Walzen und Hartgußteile hergestellt,
die in der Formerei viel Platz beanspruchten und einer Spezialbehandlung
unterzogen werden mußten. Die alte Mühle mußte
schließlich den Neubauten weichen und wurde 1915 abgerissen.
Nach
dem Ersten Weltkrieg schrumpfte der Absatz in beiden Werken stark.
Hartgußwalzen wurden teilweise durch Stahlwalzen ersetzt,
so daß man sich nach neuen Anwendungsgebieten umsehen mußte.
Es wurden daher Richtrollen und auch Farb- und Müllereiwalzen
aller Art in das Programm aufgenommen und damit erstmalig Hartgußwalzen
mit eingezogenen Stahlachsen hergestellt. Diese waren in späteren
Jahren eine Spezialität des Unternehmens. Viele Jahre erzeugte
man große Hartgußwalzen für die Papierindustrie,
die bis zu fünf Meter voll tragend auf Achsen geschrumpft wurden.
Raym
machte auch Versuche mit Stahlwalzen, die jedoch zu damaliger Zeit
keine guten Erfolge brachten. Er meldete aber 1920 bereits eine
Erfindung zur
Herstellung von Schleuderverbundguß zum Patent an, nach dem
noch heute im
Irleschen Unternehmen Walzen hergestellt werden.
1922
starb Rudolf und 1925 Otto Irle, beide Geschäftsführer
des Unternehmens. Von der Familie Irle war nur noch Albert übrig,
der sich nicht nur 60 Jahre als Geschäftsführer verdient
gemacht hat, sondern auch viele Jahre Gemeinderatsmitglied, Kirchenältester,
Presbyter und Schiedsmann war und dem SGV durch aktive Mitgliedschaft
zahlreiche Impulse gab.
Die
schlechte Beschäftigung Anfang der 20er Jahre konnte auch durch
Aufnahme neuer Produkte nicht aufgefangen werden. Viele Mitarbeiter
konnten nur tageweise beschäftigt werden oder wurden sogar
arbeitslos. Das Hartgußwerk mußte zeitweise verpachtet
werden, die Aufträge langten kaum für das alte Werk. Doch
bereits 1927 kam das Hartgußwerk wieder zum Unternehmen zurück,
und die Walzenproduktion wurde wiederaufgenommen.
Die
allgemeine Weltwirtschaftskrise hinterließ auch bei Irle ihre
Spuren. Wieder gingen die Aufträge stark zurück, die Belegschaft
mußte reduziert werden. Das Unternehmen wäre wahrscheinlich
zahlungsunfähig geworden, wenn nicht Albert Irle persönlich
gehaftet und gebürgt hätte.
Der
Aufschwung in den 30er Jahren belebte auch die beiden Werke wieder.
Die Fertigungsstätten waren bald wieder zu klein geworden,
und darum wurde die Bearbeitungswerkstatt in Werk 1 erweitert, zum
Teil neu gebaut. 1938, am Tag des 5O jährigem Dienstjubiläums
von Albert Irle, fand die große Einweihung statt. Ein Mann
wurde geehrt, dem das Unternehmen seine weitere Existenz verdankte.
Auch in Werk II fanden Umbauten statt.
Seit
1938 war auch Fritz Bohn zusammen mit Günther von Gumpert,
dem Schwiegersohn von Albert Irle, Geschäftsführer des
Unternehmens. Von Gumpert hatte bereits seit 1926 zusammen mit seinem
Schwiegervater die Geschäfte geführt.
Kriegsbedingt
wurden die beiden Werke 1944 stillgelegt und ruhten bis zur Erteilung
des großen Permits der Militärregierung im Jahr 1946.
Die beträchtlichen Demontageschäden konnten aber erst
1951 durch Neukauf von Schleifmaschinen beseitigt werden.
Albert Irle starb 1948 an den Folgen eines Autounfalls, Günther
von Gumpert ein Jahr später, so daß Fritz Bohn als alleiniger
Geschäftsführer bis zu seinem Tod im Jahre 1956 das Unternehmen
leitete.
Die
Flammofenkapazität mußte erneut erweitert werden, und
1951 goß Irle als erste Walzengießerei Deutschlands
Sphärogußwalzen. Ein schwerer Rückschlag traf das
Unternehmen 1952, als die Gießerei des Werkes II völlig
abbrannte. Die Mitarbeiter machten das Unmögliche möglich,
die ausfallende Produktion wurde von Werk 1 in Schichtarbeit übernommen
und der Ausfall dadurch gering gehalten.
1954
wurde der erste Schritt zur Erneuerung der Walzenproduktion nach
modernen Methoden getan. Walzen Irle stellte den ersten Elektroofen
zur Herstellung von Hartgußwalzen auf, den der damalige Bundeswirtschaftsminister
Ludwig Erhard einweihte. Diesem Schritt folgte die Zusammenlegung
beider Gießereien nach Werk II mit Aufstellung weiterer Elektroöfen
und Vergrößerung der Gießflächen. Diese Maßnahme
wurde 1956 abgeschlossen.
Die
Verlagerung der Bearbeitungswerkstätten machte einen kompletten
Neubau von Werk 1 nötig, der 1962 zunächst abgeschlossen
wurde. Die immer höheren Forderungen nach Präzision und
Qualität verlangten den Neubau einer Schleifereihalle, die
1966 ihrer Bestimmung übergeben wurde.
Weitere
Investitionen werden nötig sein, um den Fertigungsstand zu
verbessern, die Arbeitsplätze zu erhalten, bzw. neue zu schaffen.
Seit
dem Tod von Fritz Bohn werden die Geschäfte von Dr. Erich von
Gumpert, Dr. Wolfgang Jacobs und Dipl.-Ing. Hartmut Mildner geführt.
Nach der Eingemeindung von Deuz in die Großgemeinde Netphen
erhielt das Unternehmen den Namen Irle Deuz GmbH, um den alten Ortsnamen
des Stammsitzes weiter lebendig zu erhalten. Das Deuzer Werk bekam
den Firmennamen Walzen Irle Deuz GmbH.
Fa. Walzen Irle im Jahre 1922
Firma
W Flender (http://www.flender-flux.de)
Die Fa. W- Flender ist eine der beiden Deuzer Firmen, deren Chronik
mehrere Generationen umfaßt und die zur Industrialisierung
unseres Heimatortes entscheidend beigetragen haben. Beide Betriebe
zeichnen sich dadurch aus, daß sich schon früher im Ort
betriebene Gewerbe ausbauten und zu Unternehmen entwickelten, die
vielen Generationen Arbeit und Brot bescherten. Die folgen den Ausführungen
orientieren sich im wesentlichen an der Firmenchronik, die 1952
anläßlich des 200jährigen Firmenjubiläums von
Herrn H. Böttger erstellt wurde.
Es
sei darauf hingewiesen, daß einige Details nicht exakt dieser
Chronik entsprechen, da auf Grund neuerer Nachforschungen die Anfänge
des Unternehmens sich etwas anders abgespielt zu haben scheinen.
Zweifellos
ist die Geschichte der Fa. Flender eng mit ,,Wellmes" verbunden.
An anderer Stelle dieses Buches wird die Entstehung der Häusernamen
behandelt danach ist es sehr wahrscheinlich, daß dieser Hausname
von Johannes Wilhelm Heide herrührt, der oder dessen Vater
1738 das Haus errichten ließ. Man kann vermuten, aber nicht
nachweisen, daß besagter Heide mit der Familie Heide in Nachbarhaus,
nämlich ,,Heinemanns", verwandt war. Johs. Wilhelm Heidi vererbte
das Haus an seinen Sohn Philipp Henrich und dieser an seinen Schwiegersohn
Johannes Kölsch.
Der
erste Träger des Namens Flender in Wellmes ist erst der Schwiegersohn
von Johannes Kölsch, der 1802 geborene Joh. Eberhard Flender.
Die Geschichte der Familie Flender beginnt daher streng genommen
nicht in ,,Wellmes", sondern ,,Stäwersch"; denn der aus Kredenbach
stammende Johannes Flender heiratet 1762 eine Maria Kath. Siebel,
deren Mutter noch mit Mädchennamen Stäbe hieß. Ihr
Vater stammte aus Afholderbach und hatte nach Deuz eingeheiratet.
Eine Enkelin des Johannes Flender heiratete Joh. Henrich Hoffmann
aus Wilgersdorf, der das Haus übernahm und dessen Name noch
heute mit den Haus verbunden ist. Ihr Bruder war der oben bereits
erwähnte Joh. Eberhard Flender. Johannes Flender betrieb zuerst
eine Schmiede gegenüber der Apotheke, die wahrscheinlich früher
einmal zu ,,Hortmanns" gehörte. Er hatte aber sicher bald erkannt,
daß an dieser Stelle auf Dauer und bei weiterer Expansion
die Wasserversorgung zu unsicher war, und erbaute 1779 eine neue
Schmiede direkt an der Sieg unterhalb der heutigen Brücke.
Johannes Flender übte auch das Amt des Heimbergers aus, was
zweifellos eine Anerkennung für seine Tüchtigkeit war.
Auch seinen Sohn Joh. Adam finden wir in den alten Akten als Heimberger
und sogar als Spritzenführer verzeichnet. Das letztere Ehrenamt
blieb allerdings über die nächsten Generationen mit dem
Haus ,,Stäwersch" verbunden.
Die
Kleinschmiede Flender erwarb sich sehr schnell und im weiten Umkreis
einen guten Ruf. Auch heute noch finden wir überall Äxte
mit dem eingeschlagenen Firmennamen. Der Grund für die gute
Qualität war neben der sorgfältigen, gewissenhaften Verarbeitung
und der ausschließlichen Feuerung mit Holzkohle, die zum Teil
noch selbst gebrannt wurde, die Verwendung einer besonderen Stahlmischung,
die lange Werksgeheimnis war. Dafür wurde schwedischer Holzkohlenstahl,
steiermärkischer Stahl und Sensenstahl, den man aus unbrauchbar
gewordenen Sensen gewann, zusammengeschweißt. Das Schweißen
der verschiedenen Stahlsorten war recht beschwerlich, weil nur im
kleinen Schmiedefeuer ohne große Gebläse gearbeitet werden
konnte, doch lohnte das Ergebnis die Mühen. Anschließend
mußten die Schneiden auf einem handgetriebenen Stein geschliffen
werden.
Im
Jahre 1882 wurde die Genehmigung für Wasserbetrieb beantragt
und ein Wasserrad an der Sieg errichtet. In den folgenden Jahren
expandierte der Betrieb mit rasanter Geschwindigkeit. Diese Expansion
wurde maßgeblich von Wilhelm Flender (1884-1955) geprägt,
der den Familienbetrieb in der 6. Generation zu einem richtigen
Unternehmen ausbaute. Es begann 1910 mit dem Einsatz von Federhämmern
und Eisenscheren, wobei bereits elektrische Antriebe eingesetzt
wurden. Damit konnten bereits fabrikmäßig verschiedene
Kleineisenteile, namentlich für das Dachdeckergewerbe, hergestellt
werden.
Vier
Leute waren in der alten Werkstatt beschäftigt, die sich allmählich
als zu klein und ungeeignet für eine Erweiterung erwies. So
wurden 1911 eine neue, größere Schmiede und eine eigene
Verzinkerei an der Herborner Straße gebaut und im Jahre 1912
in Betrieb genommen. Zum Antrieb der Maschinen diente ein Sauggasmotor
mit 15 PS Leistung. Die Belegschaft wurde auf 13 Mann aufgestockt
und die Firma in eine GmbH umgewandelt.
Leider
bremste der 1. Weltkrieg jäh den Aufstieg des jungen Unternehmens.
Selbst der Fabrikant blieb von der Mobilmachung nicht verschont.
Auch wenn seine Frau versuchte, die Firma noch mit den wenigen verbliebenen
Arbeitskräften weiterzuführen, mußte das Werk 1915
wegen Mangel an gelernten Arbeitern schließen. Als Wilhelm
Flender 1917 zur Herstellung von Kriegsmaterial nach Hause abkommandiert
wurde, mußte er erst die durch einen Wasserrohrbruch stark
beschädigten Maschinen wieder gangbar machen. Die Nachfrage
der Militärs war so groß, daß die Belegschaft auf
annähernd 50 Personen anwuchs. Deshalb wurden Grundstück
und Gebäude der benachbarten ehemaligen Uhrenfabrik hinzugekauft
und mit viel Kosten instand gesetzt. Dazu gehörte auch eine
Dampfmaschine mit 25 PS Leistung.
Mit
Beendigung des Krieges und Rückkehr der alten Belegschaftsmitglieder
nahm man die Produktion von Kleineisenteilen wieder auf. Zusätzlich
begann man mit der Blechverarbeitung. Nach einer kurzen Zeit des
Aufschwunges, in die die Anschaffung eines Dieselmotors mit 40 PS
und die Herstellung des Gleisanschlusses sowie der Ankauf einiger
angrenzender Grundstücke fällt, gerät das Unternehmen
in den Inflations- bzw. Deflationsjahren 1928/29 in ernste finanzielle
Schwierigkeiten. Durch gemeinsame Opfer von Gesellschaftern und
Belegschaft konnte man diese jedoch ohne Entlassungen überstehen.
Nach
1933 entwickelte sich der Absatz wieder günstig. Nachdem man
noch 1938 einen zweiten Dieselmotor in Betrieb genommen hatte, erfolgte
1940 der Anschluß an die Stromversorgung durch das Elektrizitätswerk
Siegerland. Auch während des 2. Weltkrieges wurde das Unternehmen
zur Herstellung von Kriegsmaterial verpflichtet.
Zum
Glück blieben die Gebäude von Bombenangriffen verschont,
so daß bereits 1947 die Produktion des alten Programms wieder
aufgenommen werden konnte. Auf Grund der wachsenden Bautätigkeit
stieg der Absatz der Bedachungsartikel, und das Unternehmen konnte
erneut stark expandieren. Gleichzeitig wurde die Produktpalette
auf den Gebieten Blechverarbeitung und Stahlkonstruktionen erweitert.
Diese zweite Expansionsphase ist gekoppelt mit dem Wechsel auf die
7. Generation der Familie. Wilhelm Flender, der die Firma durch
alle Wirren der Zeit von einem 4-Mann-Betrieb zu einem Unternehmen
mit über 100 Beschäftigten entwickelt hatte, starb 1955.
Seine zweite Frau, die er 1946 heiratete und die in erster Ehe mit
einem Verwandten von ihm verheiratet war, folgte ihm 1967. 1953
tritt ihr Schwiegersohn, Karlfried Heukelbach, in die Unternehmensleitung
ein. 1965 folgt ihr Sohn Wilhelm Lück. Während dieses
Generationswechsels erfolgt eine komplette Modernisierung des Unternehmens,
was sich auch nach außen hin durch einen allmählichen
Abriß der alten Gebäude und den Ersatz durch moderne
lndustriehallen abzeichnete.
In der Fabrikation der Fa. Flender in den 30er Jahren
Deuzer
Maschinenfabrik Heitze GmbH & Co. (http://www.deuma.de)
Die Firma begann am 1. Mai 1939 als Kommanditgesellschaft zum Zwecke
der Herstellung von Maschinen und Apparaten sowie zum Handel mit
denselben unter dem Namen ,,Maschinenfabrik M Heitze, Kommanditgesellschaft"
unter dem persönlich haftenden Gesellschafter Montagemeister
Martin Heitze, dem Ingenieur Edmund Dietrich und dem Geschäftsführer
Ernst Zimmermann.
Bis
Ende 1939 wurde die erste Werkshalle in einer Größe von
600 qm erstellt und mit 3 kleinen Drehmaschinen, 1 Bohrmaschine,
1 Handschweißanlage und 5 Montagearbeitsplätzen ausgerüstet.
Zu einer Maschinenproduktion kam es vor Kriegsbeginn 1939 nicht.
Die
Belegschaft betrug 1939 6 Personen. Sie stieg bis Ende 1945 auf
8 Personen an. Es wurden zunächst Holzbearbeitungsmaschinen
wie Brennholzschneidemaschinen, Tischlerkreissägen, Holzbohrmaschinen
und Blockbandsägen gebaut. Diese Fertigung wurde 1945, nachdem
über 200 Maschinen fertiggestellt waren, eingestellt.
Auf
Grund der Verbindung von Herrn Honig, der nach dem 2. Weltkrieg
als Konstrukteur und später als Teilhaber in die Firma eintrat,
mit seinem früheren Arbeitgeber Fa. Waldrich in Siegen wurde
Ende 1945 in Zusammenarbeit mit der Firma Eugen Waldrich, Bad Godesberg,
mit der Herstellung von Flachglasbearbeitungsmaschinen begonnen.
Das
Programm wurde festgelegt auf Gelenkarmpoliermaschinen, kombinierte
Schleif- und Poliermaschinen, Horizontalschleifmaschinen, Glasbohrmaschinen
und Rillenschleifmaschinen. Die Fertigung ist etwa 1965 nach der
Erfüllung des Nachholbedarfs der Glasindustrie langsam eingestellt
worden.
Firmengründer M. Heitze mit Lehrlingen 1956
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